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Geschichtliches

Die Chirotherapie (von griech. “chiros” = “Hand”) ist eine sehr alte Behandlungsmethode. Bereits vor den alten Griechen hatten die Inder erkannt, dass man mit Handgriffen wirbelsäulenbedingte Krankheiten behandeln kann. Seit dem Mittelalter gibt es Aufzeichnungen über die manuelle Behandlung der Wirbelsäule. Im späten Mittelalter ging diese Behandlungsmethode auf Laienbehandler über und wurde erst im vorigen Jahrhundert über eine zunehmende Akzeptanz in der Schweiz und den USA auch bei uns wieder salonfähig. Man nahm lange an, dass Verrenkungen und Einklemmungen von Nerven eine Rolle spielen könne. Deshalb sind derartige Bezeichnungen auch heute gebräuchlich, obwohl sie nicht zutreffen.

Was ist Chirotherapie?

Die Chirotherapie ist die Behandlung von reversiblen Funktionsstörungen der Wirbelsäule und der Gelenke (sog. “Blockierungen”) durch Handgriffe. Es handelt sich also um eine wirkliche BeHANDlung im engeren Sinn. Die Diagnose erfolgt durch eine genaue segmentale manuelle Untersuchung, wobei der erfahrene Chirotherapeut sofort die Problemzonen ertastet. Ein Chirotherapeut ist ein Arzt – gleich welcher Fachrichtung – , der sich diese Zusatzbezeichnung durch entsprechende Kurse und Prüfungen erworben hat.

Die Blockierung

Eine Blockierung führt nach einiger Zeit zu Schmerzen und vielfältigen anderen Beschwerden, die zunächst oft gar nicht mit Funktionsstörungen der Wirbelsäule in Verbindung gebracht werden. Manchmal treten derartige Blockierungen bereits in frühester Kindheit auf, woraus sich leider für viele Patienten Fehldiagnosen und lange Leidenswege ergeben. Der Erfolg der Chirotherapie hängt allerdings entscheidend von der Erfahrung und vom Können des Therapeuten ab.

Die Symptome

Leider bestehen noch immer große Vorurteile und falsche Vorstellungen über die Chirotherapie. Die moderne Chirotherapie ist jedoch inzwischen standardisiert, wissenschaftlich etabliert und fundiert und unterscheidet sich erheblich von den früher geübten Methoden. Dabei ist die Chirotherapie keine Allheilmethode, aber es gibt eine Reihe von Krankheitsbildern, die durch Blockierungen verursacht (und leicht übersehen) werden:

  • Kopfschmerzen, Dreh- und Schwankschwindel, Hörstörungen, Tinnitus, Hörsturz, Sehstörungen, Kloßgefühl, rauher Hals und rauhe Stimme, Konzentrationsstörungen, rasche Ermüdbarkeit, Schlafstörungen, psychische Störungen, besonders Depressionen und Reizbarkeit, fortgeleitete Schmerzen in Schulter und Ellenbogen sind häufig Begleitsymptome bei Blockierungen der Halswirbelsäule
  • Schulterschmerzen, Oberbauchbeschwerden, Schmerzen zwischen den Rippen, Herzbeschwerden, Störungen der Atmung, Magen- und Verdauungsstörungen treten bei Blockierungen der Brustwirbelsäule auf
  • Schmerzen in der Nierengegend, Darmkrämpfe, Unterleibsbeschwerden bei Frauen, Prostatabeschwerden, Leistenschmerzen, Hüftbeschwerden, Schmerzen am hinteren Oberschenkel, unklare Beschwerden der Beine und der Knie, Fuß- und Fersenschmerzen finden sich oft bei Blockierungen der Lendenwirbelsäule und des Ileosakralgelenkes

Häufig finden sich Blockierungen in mehreren Abschnitten der Wirbelsäule. Die Ursache der Beschwerden kann dabei weit entfernt von der Stelle liegen, an der die Beschwerden empfunden werden. Es ist deshalb auch immer (zumindest bei der Erstuntersuchung) die gesamte Wirbelsäule zu untersuchen. Auch bei nachgewiesenen Bandscheibenschäden kann die Chirotherapie manchmal hilfreich sein; denn oft ist nicht der Bandscheibenvorfall selbst die Ursache von Beschwerden sondern eine Blockierung in einem anderen Segment.

Die Anamnese

Wichtige Hinweise auf das Vorliegen einer Blockierung ergeben sich bereits aus der Krankengeschichte. Wichtig sind Angaben über Schmerzen, die in Abhängigkeit von bestimmten Bewegungen oder Körperhaltungen auftreten.

Die Untersuchung

Grundlage jeder erfolgreichen Chirotherapie ist zunächst eine exakte segmentale Untersuchung der Wirbelsäule. Ein normales Gelenkspiel zeigt einen elastischen Anschlag in der Endstellung, während bei einer Blockierung die Bewegung abrupt endet, so als ob man gegen eine Wand stößt. Gleichzeitig stellt man zumeist eine verminderte Beweglichkeit fest. Im Bereich der Blockierung tastet man eine Verhärtung der tiefen Rückenmuskulatur (“Irritationszone”), an der Halswirbelsäule sind diese Irritationszonen erbsen- bis bohnengroß, an der Lendenwirbelsäule kann man mitunter bis eigrosse walzenförmige Verhärtungen tasten. Die Schmerzhaftigkeit dieser Blockierungen nimmt meist bei Bewegung in eine Richtung oder in mehrere Richtungen zu. Die Chirotherapie wird ausschließlich in die “freie”, d.h. nicht schmerzhafte Richtung durchgeführt.

Die Behandlung

Die eigentliche Behandlung gliedert sich in mehrere Abschnitte:

  • Kontaktaufnahme zur blockierten Struktur (meist Quer- oder Dornfortsatz)
  • Einstellen der Ausgangsspannung
  • Probezug: Hierbei wird die Bewegung unter Beibehaltung der Ausgangsspannung in die Richtung des späteren Impulses verstärkt und zwar so, dass das Bewegungsausmaß über das des späteren Impulses weit hinaus geht. Hierdurch können Gegenanzeigen gegen eine Therapie mit Impuls mit großer Treffsicherheit ausgeschlossen werden.
  • Der Impuls, der in kürzester Zeit, mit minimalem Bewegungsausschlag und mit minimalem Kraftaufwand auszuführen ist. Der Impuls kann, muss aber nicht immer, von einem Knacken begleitet sein.Oft ist ein Impuls überhaupt nicht nötig, weil sich viele Blockierungen -gute Technik vorausgesetzt- bereits bei Spannung und Probezug lösen.

Der Erfolg

Der Erfolg der Behandlung kann vom Therapeuten sofort kontrolliert werden: Er wird feststellen, dass die vorher vorhandene Irritationszone verschwunden ist und der Patient meist sofort eine Erleichterung verspürt.

Die Nachbehandlung

Erst nach Beseitigung der Blockierungen ist eine Nachbehandlung wie z.B. Krankengymnastik sinnvoll, besonders um Rückfälle zu vermeiden. Ganz wichtig ist jedoch die aktive sportliche Betätigung wie Gehen, richtiges Radfahren, in Maßen Jogging und Schwimmen. Denn nur eine kräftige Muskulatur kann die Wirbelsäule halten, stützen und entlasten und damit zu einem gesteigerten Wohlbefinden und einem dauerhaften Behandlungserfolg beitragen.

Kann die Wirbelsäule durch häufige Manipulationen “ausleiern”?

Bei begleitenden funktionellen Störungen der Wirbelsäule kann es durchaus erforderlich sein, häufiger chírotherapeutisch zu behandeln. Ein “Ausleiern” der Gelenke würde voraussetzen, dass durch die Manualtherapie jedes mal kleine Bindegewebsverletzungen im Sinne von Verstauchungen entstehen. Wird die beschriebene Technik angewandt, so sind derartige Verletzungen mit Sicherheit auszuschließen. Allerdings wird sich Ihr behandelnder Manualtherapeut überlegen, andere Verfahren mit einzubeziehen, wenn nach mehreren Behandlungen ein dauerhafter Erfolg ausbleibt (siehe auch: Akupunktur, Neuraltherapie).

Gibt es Gegenanzeigen gegen die Anwendung der Chirotherapie?

Als Gegenanzeigen werden immer wieder genannt: entzündliche (“Sponylitis” oder “Spondylodiszitis”) neoplastische (Tumor oder Metastasen) oder traumatische (Verletzung, Fraktur) Prozesse der Wirbelsäule, akute Bandscheibenvorfälle und Instabilitäten. Karel Lewit, einer der “Väter der Manualtherapie” in Mitteleuropa schreibt demgegenüber: “Eine eigentliche Kontraindikation (Gegenanzeige), bei der wir den Patienten gefährden könnten, gibt es nicht”, wenn der Therapeut das Grundprinzip einer Manipulation ausschließlich in die bewegungsfreie Richtung eines Wirbelsegmentes beachtet. Er will damit sagen, dass natürlich auch bei einem frischen Bandscheibenvorfall oder einem Entzündungprozess natürlich Manipulationen in von diesen Krankheitsprozessen nicht betroffenen, aber reflektorisch funktionsgestörten Segmenten möglich und auch sinnvoll sind.

Gibt es Komplikationen?

Die Häufigkeit von Komplikationen durch die Chrotherapie beträgt nach Angaben der Literatur 1:400000 bis 1: 1,2 Millionen; d.h. auf ungefähr 1 Million Behandlungen kommt eine schwere Komplikation. Nennen Sie mir irgendeine andere Behandlungsmethode mit einer so geringen Nebenwirkungsrate. Einzelfälle wurden beschrieben, in denen ein bis dahin stummer Bandscheibenvorfall nach einer Manipulation dann plötzlich Symptome bis hin zu Lähmungen machte. Im Zeitraum von 1966-1993 wurden in der englischsprachigen Weltliteratur insgesamt 115 Fälle eines Einrisses eines Halsgefäßes (arteria vertebralis) nach chiropraktischer Behandlung der Halswirbelsäule von Erwachsenen beobachtet. Hierbei ist zu bedenken, dass derartige “Vertebralisdissektionen” in der überwiegenden Zahl spontan auftreten, d.h. unabhängig von vorausgegangenen Verletzungen. Typische Symptome derartiger spontaner Dissektionen sind Nackenschmerzen. Es ist davon auszugehen, dass ein Teil der Patienten, die nach Manipulationen eine Vertebralisdissektion aufwiesen, wegen der Symptome einer bereits bestehenden spontanen Dissektion überhaupt einen Manualtherapeuten aufgesucht haben. Ob durch die Manualtherapie eine Verschlimmerung in dieser Situation eingetreten ist, lässt sich aus der Literatur nicht ablesen. Wir gehen davon aus, dass durch noch schonendere Techniken selbst diese seltenen Komplikationen zum großen Teil noch vermieden werden können.

Das Fazit:

Es gibt kaum einen Patienten mit einer chronisch neurologischen Krankheit oder mit chronischen Schmerzen, der im Verlauf dieser Erkrankung nicht funktionelle Störungen von Wirbelsäulensegmenten entwickelt. Diese “Blockierungen” können -unbehandelt- den Krankheitsverlauf komplizieren und zu einer eigenständigen Krankheit führen. Es ist für jeden dieser Patienten lohnend, sich von einem erfahrenen Chirotherapeuten untersuchen und behandeln zu lassen. Die Chirotherapie hat sich millionenfach als nebenwirkungsarme und äußerst effektive Behandlungsmethode bewährt.

Aktuelles

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